> Schlaflos in Deutschland
Schlafen ist ein Grundbedürfnis wie Essen und Trinken. Doch immer mehr Menschen können nicht ein- oder durchschlafen, manche wachen auch stets zu früh auf. Die Ursachen für Schlaflosigkeit sind vielfältig. Die Folge: Müdigkeit und Konzentrationsschwäche am Tag.
Schlaf ist ein aktiver Erholungsvorgang, der sich in unterschiedliche Stadien gliedert: in den Leichtschlaf (Stadium 1 und 2), den Tiefschlaf (Stadium 3 und 4) und den Traum- oder REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement). Eine Phase beginnt jeweils mit dem Leichtschlaf, geht allmählich in den Tiefschlaf und schließlich in den REM-Schlaf über. Während die Tiefschlafstadien im Laufe der Nacht kürzer werden, nimmt die Dauer der REM-Schlaf-Stadien zu. Tiefschlaf dient vor allem der physischen Erholung, REM-Schlaf der psychischen. Kein Wunder also, dass ein Mensch der schlecht schläft, sich wie erschlagen fühlt und alles ganz schnell zu viel werden kann. Je länger diese Schlafstörungen andauern, umso problematischer wird es, zu erholsamen Schlaf zurückzufinden. Die Angst, nicht schlafen zu können, raubt erst recht den Schlaf und beschäftigt die Betroffenen häufig schon tagsüber, sodass Schlafstörungen lebensbeherrschend werden können. Da hilft dann auch das berühmt berüchtigte Schäfchenzählen nicht mehr.
Welche mögliche Ursachen für immer wiederkehrende Schlafstörungen können Betroffene für sich in Betracht ziehen? Sind eventuell äußere Einflüsse verantwortlich? Licht, Lärm, eine zu hohe Zimmertemperatur (18°C sind ideal), zu spätes, üppiges Essen … Auch innere Einflüsse wie Depressionen, Stress und seelische Belastung, die Einnahme von zentral anregenden Medikamenten und organische Leiden können Schlafprobleme verursachen.
> Auch ein Nickerchen zählt
Das Schlafbedürfnis jedes Einzelnen ist sehr unterschiedlich. Viele Menschen, und ganz besonders die Älteren unter ihnen, haben unrealistische Erwartungen an den Schlaf. Sie gehen davon aus, dass sie noch genauso viel Schlaf benötigen wie in jüngeren Jahren. Dabei reichen vier bis sechs Stunden meist völlig aus – das Nickerchen am Nachmittag eingerechnet!
> Schlafmittel verändern den Schlafrhythmus
Ist die Lebensqualität durch wiederkehrende Schlafstörungen eingeschränkt, sollten Sie im ersten Schritt versuchen, Ihr Schlafverhalten zu ändern und den ersehnten Schlaf möglichst erst einmal auf sanfte, natürliche Art und Weise wiederzufinden. Denn alle synthetischen Schlafmittel verändern die natürlichen Schlafabläufe, wobei der Traumschlaf am meisten leidet. Der REM-Schlaf ist jedoch wichtig für unser seelisches Wohlbefinden.
Wie auch kleine Kinder, profitieren ebenso Erwachsene von bewussten „Schlafritualen“ vor dem Zubettgehen. Autogenes Training, eine entspannende Tasse Tee oder die heiße Milch mit Honig, ein gutes Buch, was immer zur Ruhe kommen lässt, dient einem erholsamen Schlaf.
> Pflanzliche Beruhigungsmittel
Pflanzliche schlaffördernde Präparate enthalten Extrakte aus Baldrian, Hopfen, Melisse, Passionsblume und Johanniskraut. Als Einschlafhilfe werden Baldrianextrakte in höherer Dosierung empfohlen, die übrigen genannten Pflanzen unterstützen die innere Entspannung und fördern dadurch die schlaffördernde Wirkung des Baldrians.
Auch ein Entspannungsbad mit Lavendel oder Melisse lassen besser zur Ruhe kommen.
> Wenn nichts mehr hilft
Führen pflanzliche Arzneimittel nicht zum Erfolg, gibt es zentral dämpfende Arzneimittel aus der Gruppe der Antihistaminika oder H1-Rezeptor-Antagonisten: Diphenhydramin und Doxylamin. Fragen Sie Ihren Apotheker, welches Schlafmittel für Sie am besten geeignet ist. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Sicherheit der „Pille“ durch die Einnahme von Schlafmitteln verringert werden kann.
Auch die Aminosäure Tryptophan, eine Vorstufe des Botenstoffs Serotonin, wirkt beruhigend und schlaffördernd. Serotonin hat im Gehirn unter anderem die Aufgabe, den Schlaf einzuleiten und aufrecht zu erhalten.
Für alle Präparate gilt: der Behandlungszeitraum ist immer nur kurz zu sehen, um wieder zu einem guten Schlafrhythmus zurückzufinden. Über einen längeren Zeitraum und regelmäßig eingenommen, kann es zur Gewöhnung kommen. Bitte suchen Sie bei länger anhaltenden Schlafstörungen Ihren Arzt auf.
Einschlaf-Tipps:
- Um zur Ruhe zu kommen, sollte man im Bett nicht fernsehen, essen oder Büroarbeiten erledigen
- Vor dem Schlafengehen nur leichte Kost und höchstens ein Gläschen Bier
- Eine süße Einschlafhilfe ist das „Schokoladen-Betthupferl“. Ein kleines Stückchen am Abend kann der Entspannung gut tun
- Leichte Bewegung wie Qi-Gong, autogenes Training, Meditation oder progressive Muskelentspannung
- Den Tag mit ruhiger Musik und einem guten Buch ausklingen lassen
- Schlaffördernd sind auch ein täglicher Spaziergang oder regelmäßige körperliche Betätigung
- Gut lüften; frische Luft sorgt für ein gutes Schlafklima