Mit zunehmendem Alter kann das Gedächtnis nachlassen, vor allem wenn es nicht ausreichend gefordert wird. Dieser Prozess ist meist schleichend und wird oft nicht direkt bemerkt. Bei manchen geht es mit Mitte 50 los, andere spüren erst im Alter von 70 erste Vergesslichkeit und Konzentrationsprobleme.
BESCHWERDEN: Zu den ersten Krankheitszeichen gehören unter anderem uncharakteristische Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, etwa Lernstörungen und das Verlegen von Gegenständen. Hinzu kommen Konzentrationsstörungen (z.B. beim Lesen), Orientierungsschwierigkeiten in ungewohnter Umgebung und gelegentliche Wortfindungsstörungen. Die Erkrankten bemerken ihr Problem, verdrängen und verleugnen es aber meist. Sie versuchen, ihre Vergesslichkeit zunächst durch kleine Hilfsmittel wie Erinnerungskärtchen auszugleichen. Auch ein Autounfall oder offensichtliche Verwirrtheitszustände während einer Krankheit oder nach einer Operation können Folge der nachlassenden Hirnleistung sein. Der Verdacht auf ein mentales Leistungsdefizit ergibt sich aber auch schon bei auffallender Abnahme an Energie, Interessenverlust gegenüber früher bedeutungsvollen Dingen, vormals unbekannten Stimmungsschwankungen oder andauernder Ängstlichkeit. Störungen dieser Art werden oft unter dem Begriff „geistiger Abbau“ zusammengefasst.
TYPISCHE SYMPTOME DES GEISTIGEN ABBAUS:
- Im intellektuellen Bereich: Zerstreutheit, Störungen der Merkfähigkeit, in fortgeschrittenen Fällen auch räumliche und zeitliche Orientierungsstörungen sowie Probleme im sprachlichen Ausdruck
- In Stimmung und Befindlichkeit: Interesselosigkeit, Gefühlsarmut, Ängstlichkeit, Stimmungsschwankungen, Neigung zur Verstimmtheit
- Im Verhalten: Teilnahmslosigkeit, Reizbarkeit und Aggressivität
WANN ZUM ARZT: Bei Verdacht auf eine nachlassende mentale Leistungsfähigkeit sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Er kann abklären, ob eine behandlungsbedürftige Erkrankung dahintersteckt.
WIE HILFT DER ARZT: Der Arzt fragt nach den Beschwerden, misst den Blutdruck und bestimmt Zucker- und Cholesterinwerte, um abzuklären, ob eine behandlungsbedürftige Erkrankung hinter den Symptomen steckt. Um zu prüfen, ob tatsächlich mentale Leistungseinbußen vorliegen oder nach anderen Ursachen für das „Leistungstief“ gesucht werden muss, wird er bestimmte Tests durchführen, durch die beginnende Leistungsdefizite erkannt werden können. Bei nachlassender mentaler Leistungsfähigkeit kann der Arzt Medikamente verordnen, mit denen sich die Energieversorgung der Nervenzellen verbessern lässt.
URSACHE: Die Leistungen unseres Gehirns sind abhängig von der Vitalität von über hundert Milliarden Nervenzellen, den Neuronen. Für ihr einwandfreies Funktionieren benötigen sie ausreichend Energie. Bei gestörter Energieversorgung verlieren die Nervenzellen ihre Kraft für fehlerfreies Arbeiten, millionenfach pro Sekunde. Bei Störungen in den Kraftwerken der Nervenzellen, den Mitochondrien, kommt es zu nachlassender Konzentrationsfähigkeit, Vergesslichkeit und mangelnder mentaler Belastbarkeit.
Besonders gefährdet sind Menschen mit einem ungesunden Lebensstil, der auch Fehlernährung und Bewegungsmangel beinhaltet. Die Folgen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und erhöhte Blutfette vermindern langfristig den Blutfluss in den ganz kleinen Adern im Gehirn, sodass die Nervenzellen nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt werden. Aber auch Stress, soziale Isolation und Depression gehen mit einem erhöhten Risiko für eine nachlassend mentale Leistungsfähigkeit einher.
FAKTEN AUS DER WISSENSCHAFT: Um das mentale Potenzial voll ausschöpfen zu können, ist weniger die Anzahl der Nervenzellen als vielmehr ihre Vernetzung untereinander wichtig. Dies gilt besonders für das Hirnareal „Hippocampus“, das auch als „Tor zum Gedächtnis“ bezeichnet wird. Eine Abnahme der Zellverbindungen geht daher mit einer nachlassenden mentalen Leistungsfähigkeit einher. Eine internationale Forschungsgruppe konnte zeigen, das ein Extrakt aus den Blättern des Ginkgo-Baums (Ginkgo biloba) die Hippocampuszellen dazu anregen kann, neue Verbindungen zwischen einzelnen Zellnetzwerken zu schaffen, diese zu verdichten und weiter auszubauen.
HILFE AUS DER APOTHEKE: Hoch dosierter Ginkgo-Extrakt stärkt die Energielieferanten der Nervenzellen, die Mitochondrien, und kann so die mentale Fitness unterstützen. Mehrere wissenschaftlich kontrollierte Studien bescheinigen, dass der Ginkgo-Extrakt sowohl bei der Vorbeugung als auch bei der Therapie von Hirnleistungsstörungen nützliche Wirkungen entfaltet: Auch Gesunde, die den Ginkgo-Extrakt einnahmen, hatten anschließend eine bessere Gedächtnisleistung und eine höhere Konzentrationsfähigkeit, die Aufmerksamkeit nahm zu, sie waren emotional ausgeglichener und die Koordination von Bewegungsabläufen war besser. Das heißt, Ginkgo steigert die mentale Leistungsfähigkeit, zu der man diese unterschiedlichen Faktoren unserer Gehirnfunktion zählt. Der Extrakt kann der Nervenzelle selbst dann noch helfen, wenn die Mitochondrien schon nicht mehr richtig arbeiten: Ihre Funktion kann dadurch nachweislich wiederhergestellt werden.
WAS SIE SONST NOCH TUN KÖNNEN:
- Gedächtnistraining
- Bewegung an der frischen Luft
- Gesunde Ernährung: Ihr Gehirn braucht ausreichend Nährstoffe, Traubenzucker, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente
- Mindestens zwei Liter Wasser am Tag trinken
Quelle: Springer Medizin