Gut gestimmt durch die dunkle Jahreszeit

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Spätestens mit dem November legt sich bei 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung ein grauer Nebel über das Gemüt. Der Sonnenmangel bringt bei diesen Menschen eine meist milde sogenannte saisonale Depression mit sich. Weitere fünf Prozent erleiden eine ausgeprägte depressive Episode. Doch es gibt Wege aus dem Dunkel.

Als typische Symptome der Winterdepression nennt Professor Dr. med. Thomas Schläpfer von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) eine subjektive erlebte Energielosigkeit und eine depressive Stimmungslage, die sich im Verlauf der Herbst- und Wintermonate steigern könne. Außerdem treten im Rahmen dieses „Winterblues“ häufig auch Angstzustände, verstärkte Tagesmüdigkeit, Gewichtszunahme sowie Heißhunger auf Nahrungsmittel auf, die Kohlenhydrate enthalten, weiß der Experte.

Heilendes Licht

Gegen das saisonale Leiden hilft Licht, aber nicht jedes. Die Lampen zuhause bringen nichts, da braucht es schon spezielle, für die Behandlung von Winterdepressionen geeignete Leuchten. „In der Regel setzt bei vielen Betroffenen nach zwei bis drei Wochen eine deutliche Besserung des Befindens ein, wenn sie sich täglich für etwa 30 Minuten mit offenen Augen vor eine Lichtquelle mit einer Intensität von etwa 10.000 Lux setzen“, so Schläpfer.

Rechtzeitig Rat suchen

Bei hohem Leidensdruck empfiehlt sich jedoch vorab der Besuch bei einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Dort können bei entsprechender Diagnosestellung auch Antidepressiva verordnet werden, wie etwa die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer.

Diese Medikamente führen nicht zu einer Abhängigkeit, im Gegensatz zu den sogenannten Benzodiazepinen, die wegen ihrer Abhängigkeitspotenzials nur für kurze Zeit eingenommen werden dürfen. Allerdings sollten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer nicht abrupt, sondern nach Vorgabe des Arztes ausgeschlichen werden.

Vorbeugen lässt sich der Winterdepression mit einem täglichen einstündigen Aufenthalt im Freien, so Experte Schläpfer. Dafür braucht es keinen Sonnenschein, auch an grauen Tagen wirkt das Sonnenlicht wohltuend auf den Hirnstoffwechsel.


 
Hilfe aus dem Pflanzenreich

Johanniskraut

Es gilt in der Behandlung leicht bis mittelschwerer Depressionen als gleichwertig zu vielen synthetischen Antidepressiva. Aus diesem Grunde ist es eines der ganz wenigen pflanzlichen Arzneimittel, die noch vom Arzt zulasten der gesetzlichen Krankenkasse verordnet werden können. Da Depressionen häufig mit Schlafstörungen einhergehen, verbessert sich meist auch der Schlaf, wenn die Depression behandelt wird.

Passionsblume

Die Passionsblume scheint eine positive Wechselwirkung mit Johanniskraut auszuzeichnen. Bisher unveröffentlichte Daten deuten an, dass Extrakte aus der Passionsblume die stimmungsaufhellende Wirkung von Johanniskraut verstärken. Die Kombination beider Extrakte in einem Medikament erscheint also sinnvoll.

Rosenwurz

Ebenfalls gegen depressive Verstimmung, Ängstlichkeit, aber mehr noch zur Stärkung der Nerven gegen Stress sollen Extrakte der Rosenwurz beitragen. Diese Eigenschaften konnten bereits in verschiedenen Studien nachgewiesen werden, so dass die Pflanze als interessanter Kandidat gilt, um nervlichen Belastungen etwas entgegenzusetzen.


Generell braucht man bei pflanzlichen Präparaten etwas Geduld. Es dauert 10 bis 14 Tage, bis sie ihre volle Wirksamkeit entfalten.

 

©Apothekerverband Nordrhein e.V. in Kooperation mit dem Govi-Verlag Pharmazeutischer Verlag GmbH

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