Auf Reisen oder nach einer ungewohnten Mahlzeit hat das „stille Örtchen“ mitunter Hochkonjunktur. Zwar kann der Darm geringe oder kurzfristige Belastungen normalerweise gut ausgleichen, Infektionen können das Gleichgewicht der Darmflora allerdings so massiv stören, dass es zu Durchfall kommt. Gehen dabei dem Körper große Flüssigkeits- und Mineralstoffmengen verloren kann es für den Kreislauf gefährlich werden. Der Körper trocknet im wahrsten Sinne des Wortes aus.
Oberster Gebot bei Durchfallerkrankungen: viel trinken, am besten eine Mineralstoff-Glukose-Lösung aus Ihrer Apotheke. Gerade für Kinder oder ältere Menschen ist dies ganz wesentlich. Cola-Getränke sind ungeeignet, da sie viel Zucker und Koffein enthalten, die den Durchfall unter Umständen verstärken. Auch Salzstangen sind wenig geeignet. Sie ersetzen nicht alle Mineralstoffe, die bei Durchfall verloren gehen.
Unterstützung der Darmflora
Präparate mit Hefezellen sind sowohl zur Vorbeugung als auch zur unterstützenden Therapie bei akuten Durchfällen geeignet. Milchsäurebakterien, Lactobacillen genannt, sind natürliche Darmbakterien und helfen der Darmschleimhaut, gesund und widerstandsfähig zu bleiben. Sie hemmen die Vermehrung und Ausbreitung krank machender Bakterien. Gleichzeitig fördern sie das Wachstum „guter“ Bakterien und stärken das darmspezifische Immunsystem. Präparate mit Milchsäurebakterien und solche mit Hefezellen sind auch für Kinder geeignet.
Arzneistoffe, die die Erreger im Darm binden
Arzneistoffe wie medizinische Kohle oder Pektine binden die giftigen Abbauprodukte der Keime im Magen-Darm-Trakt. Sie wirken nur dort und werden nicht in den Körper aufgenommen. Sogenannte Adstringenzien, beispielsweise Gerbstoffe wie Tannine, dichten die Darmschleimhaut ab und verhindern so die Aufnahme von Giftstoffen aus dem Darm. Desinfizierende Substanzen wie Ethacridinlactat bekämpfen die krank machenden Keime und wirken besonders gut bei Sommer- und Reisedurchfällen.
Schnelle Hilfe bei akutem Durchfall
Am schnellsten stoppt Loperamid den Durchfall. Es hemmt die Darmbewegung und vermindert die Symptome. Der Wirkstoff eignet sich jedoch nicht in jedem Fall. Bei Durchfällen, die auf bestimmte bakterielle Infektionen zurückzuführen sind, ist es sinnvoller, dass der Körper die Erreger zunächst einmal loswird. Stoppt man den Durchfall zu rasch, besteht das Risiko, die Erregerausscheidung zu behindern. Ein anderer Wirkstoff – Racecadotril – reduziert den übermäßigen Wasser- und Elektrolyteinstrom in den Darm. Die natürliche Darmbewegung bleibt aber erhalten, so dass Erreger und Giftstoffe leichter ausgeschieden werden können.
Langsamer Kostaufbau nach Durchfall
Um nach einer Durchfallerkrankung den Darm nicht über Gebühr zu beanspruchen, empfiehlt es sich, anfangs leichte Mahlzeiten einzunehmen. Reis- oder Haferschleim sowie Karottensuppe oder geriebene Äpfel schonen den Darm. Je nach Verträglichkeit kann man Zwieback, Banane, entfettete klare Brühe und leicht verdauliche gekochte Gemüsesorten wie Spinat verzehren. Halten Durchfälle länger als eine Woche an oder gehen sie mit hohem Fieber, starken Bauchkrämpfen, blutigem Stuhl und extremer Schwäche einher, sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen.
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