Brennnessel

Viel besser als ihr Ruf

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Als Unkraut abgetan und für ihre Brennhaare berüchtigt, ist die Brennnessel alles andere als beliebt.

Trotz der teilweise unangenehmen Wirkung der Brennnessel auf die Haut, darf diese Pflanze nicht unterschätzt werden. Seit der Antike gilt die Brennnessel als Heilpflanze.

Die große Brennnessel (Urticae dioica) und die ihr ähnelnde kleine Brennnessel sind in Europa, Teilen Asiens und in Nordafrika heimisch. Sie wächst auf Kulturflächen und Ödland, in Auenwäldern und an Flussufern. Die in Mitteleuropa vertretenen Arten erreichen je nach Art, Standort und Nährstoffsituation eine Höhe von zehn bis 300 Zentimetern.

Brennhaare

Plötzlich brennt es auf der Haut, rote Quaddeln bilden sich, die Stelle kribbelt.

Die feinen Brennhaare auf ihren Blättern und Stängeln brechen schon bei der leichtesten Berührung ab und es entsteht eine scharfe Bruchkante, die wie eine Kanüle in die Haut eindringt und einen Zellsaft injiziert. In diesem sind Acetylcholin, Ameisensäure und Histamin erhalten, die für den brennenden Schmerz und die typische Quaddelbildung sorgen.

Diese Brennhaare wirken als Schutz gegen Fressfeinde und sind überwiegend auf der Blattoberseite vorhanden.

Die Brennnessel hat damit einer Reaktion der Haut einen Namen gegeben, der Nesselsucht oder Urtikaria. Genau wie bei einer Reizung durch Brennnesseln verursacht sie juckende Quaddeln und es wird Histamin aus den Mastzellen der Haut freigesetzt. Die Ursachen können jedoch sehr unterschiedlich sein.

Verwendung

  • Lebensmittel

    Von einigen Arten werden die grünen Pflanzenteile, die unterirdischen Pflanzenteile und die Samen verwendet. Als Frühjahrsgemüse werden die jungen Brennnesseltriebe wegen ihres hohen Gehalts an Flavonoiden, Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium und Silizium, Vitamin A und C (ca. doppelt so viel wie Orangen), Eisen, aber auch wegen ihres hohen Eiweißgehalts geschätzt. Der Geschmack wird als „dem Spinat ähnlich“, aber aromatischer und als fein säuerlich beschrieben.

    Der unangenehmen Wirkung der Nesselhaare kann man bei der rohen Verwendung für beispielsweise Salate entgegenwirken, indem man die jungen oberirdischen Pflanzenteile in ein Tuch wickelt und stark wringt, mit einem Nudelholz gut durchgewalkt oder ihnen eine kräftige Dusche verpasst. Kochen sowie kurzes Blanchieren für Brennnesselspinat sowie -suppe macht die Nesselhaare ebenfalls unschädlich. Auch durch das Trocknen der oberirdischen Pflanzenteile für die Teezubereitung verlieren sie ihre reizende Wirkung.

  • Fasergewinnung

    Stoffe aus Brennnesseln gab es bereits vor Jahrtausenden, wofür es aus vielen Regionen Beispiele gibt. Um 1900 galt Nessel als das „Leinen der armen Leute“. Im 2. Weltkrieg wurde Nesseltuch verstärkt in Deutschland für Armee-Bekleidung verwendet.

  • Färberpflanzen

    Lange Zeit gehörte die Brennnessel zu den Färberkräutern. Wolle kann mit ihrer Wurzel, nach Vorbeizen mit Alaun, Wachsgelb färben. Mit einer Zinnvorbeize, Kupfernachbeize und einem Ammoniak-Entwicklungsbad erzielen die oberirdischen Teile ein kräftiges Graugrün.

  • Gärtnerische Verwendung

Ein 24 Std. angesetzter Kaltwasserauszug soll als Pflanzenstärkungsmittel die Widerstandskraft gegenüber Schädlingen und als Dünger wirken. Zudem wird Brennnesseljauche bei verschiedenen Gemüsepflanzen wie Gurken, Kohl, Porree, Tomaten und Zucchini eingesetzt.

 

  • Pharmakologie

    Extrakte aus den Wurzeln von Brennnesseln werden zur Behandlung einer gutartigen Vergrößerung der Prostata eingesetzt. Sie sollen das Miktionsvolumen und den Harnfluss erhöhen und die Restharnmenge verringern.

    Brennnesselblätter und -kraut werden zur Durchspülung der ableitenden Harnwege und zur Behandlung von Nierengrieß eingesetzt, sowie zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden.

Interessante Bräuche, die teils dem Bereich der Mythen und des Aberglaubens entstammen 😉

– Gründonnerstag Brennnesselgemüse zu essen, um für das folgende Jahr vor Geldnot zu schützen

– Fünf Nesselblätter in der Hand halten, um frei von Furcht und bei kühlem Verstand zu bleiben.

– Am Johannistag Brennnessel-Pfannkuchen essen, um gegen Nixen- und Elfenzauber gefeit zu sein.

– Am 1. Januar Brennnessel-Kuchen zu essen, um sich ein gutes Jahr zu sichern.

WICHTIG!

Wer Brennnessel gegen Harnwegsinfekte einnimmt, sollte ausreichend viel trinken. Das unterstützt den durchspülenden Effekt.

Wer unter Wasseransammlungen im Körper leidet, die durch eine eingeschränkte Herz- oder Nierenfunktion bedingt sind, darf Brennnessel nicht anwenden.

 

Quellen: Apotheken Umschau, PTAheute, Botanik und Drogenkunde (Deutscher Apotheker Verlag), Natur aktiv (Govi Verlag)

 

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