Wenn es im Ohr rund um die Uhr klingelt, pfeift, zischt, brummt oder rauscht, dann kann das einen schier in den Wahnsinn treiben. Sich dennoch nicht vom Ohrgeräusch beherrschen zu lassen und Balance im Leben zu finden, ist für Menschen mit Tinnitus von großer Bedeutung.
> Tinnitus – das geheimnisvolle Geschehen
Tinnitus ist lateinisch und bedeutet „Klingeln“. Der Begriff bezeichnet eine Hörempfindung, die bei den Betroffenen selbst entsteht. Akustische Wahrnehmungen, die häufig nur von der betroffenen Person wahrgenommen werden. Manche nehmen das Geräusch in einem Ohr, andere in beiden Ohren oder im gesamten Kopf wahr. Chronischer Tinnitus, ein Ohrgeräusch, das länger als 3 Monate andauert, lässt sich sogar anhand von Magnetfelduntersuchungen im Gehirn nachweisen.
Ein Hörsturz zeigt sich durch ein einseitiges „Watte-Gefühl“ oder durch plötzlichen Hörverlust.
> „Viel um die Ohren“: Auslöser des Dauertons
Das Gehirn ist der eigentliche Entstehungsort des Tinnitus. Im Gehirn findet die Reizverarbeitung statt. Es ist in der Lage, uns bewusst hören zu lassen. Es schützt uns, indem es unwichtige Signale von wichtigen Signalen unterscheidet und ausfiltert. Tinnitus entsteht, wenn diese Filterfunktion nicht mehr funktioniert.
Neben Schädigungen des Gehörs durch Entzündungen, Lärmbelastung, Medikamente oder Alterungsprozesse, spielen Stress und Überforderung eine große Rolle im Entstehungsprozess.
Wie ein solches Ohrgeräusch entsteht, ist nicht abschließend geklärt. Der Dauerton im Ohr und der plötzliche Verlust des Hörvermögens sind manchmal schwer zu trennen.
Wer „viel um die Ohren hat“, ist gefährdet, einen Tinnitus, Hörsturz oder beides zu erleiden.
Schwierig nachzuvollziehen ist, auf welche Weise Stress einen Tinnitus verursachen kann. Vermutet wird unter anderem, dass der erhöhte Spiegel von Stresshormonen zu Verengungen in den kleinen versorgenden Blutgefäßen im Ohr führen und dadurch eine Minderdurchblutung des Innenohrs verursachen könnte.
Hilfreich für Betroffene kann die Vorstellung sein, dass sie der Ton im Ohr als eine Art Sicherung vor zu starker Überforderung warnt. Tatsächlich verstärkt sich das Ohrgeräusch in Stresssituationen meist, wie Betroffene berichten.
Tinnitus kann ein Warnsignal sein, dass sich ein Mensch schlicht und ergreifend körperlich oder seelisch übernommen hat. Als Reaktionen des vegetativen Nervensystems auf das Ohrgeräusch können Angstzustände, innere Unruhe, Schlaf- und Konzentrationsstörungen bis hin zu depressiven Verstimmungen hinzukommen.
Daher ist es wichtig, bei immer wieder auftretendem Tinnitus die Balance im Leben bewusst zu schaffen und Stress, Lärm und seelische Belastungen mit der nötigen Portion Entspannung bewusst ins richtige Gleichgewicht zu bringen. Sich etwas Gutes tun, Entspannung ebenso wie regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene, gesunde, fettarme Ernährung mit viel Obst und Gemüse geben Stabilität in Stresszeiten. Pflanzliche Helfer wie Johanniskraut, Baldrian, Passionsblume und beruhigende Kräutertees können helfen, die innere Ruhe und Zuversicht zu finden. Auch die Aromatherapie bietet in Form von Duftlampen, Raumsprays oder Entspannungsbädern Hilfe zur Entspannung und Stimmungsaufhellung.
Bewusst über den Tag verteilt viel Flüssigkeit zu trinken, verbessert das allgemeine Wohlbefinden, Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Die Zirkulation braucht Flüssigkeit.
> Akuter Tinnitus – sofort handeln!
Wichtig ist, bei einem akuten Ton im Ohr, bei plötzlichem Hörverlust möglichst schnell einen HNO-Arzt aufzusuchen. Denn je früher die Behandlung einsetzt, desto größer sind die Chancen, dass die Symptome geheilt und nicht chronisch werden.
Da Funktionsstörungen der Halswirbel oder Muskelverspannungen im Nackenbereich ebenfalls Hörprobleme verursachen können, sollte gegebenenfalls auch eine orthopädische Untersuchung stattfinden.
Um eine gute Versorgung der Hörzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen zu gewährleisten, erhalten die Betroffenen täglich 240 mg Ginkgo biloba-Extrakt. Der pflanzliche Wirkstoff verbessert die Fließeigenschaften des Blutes und damit auch die Durchblutung. Viel trinken ist das A + O – es verdünnt das Blut, verbessert die Zirkulation und damit auch die Durchblutung und es unterstützt die Wirkung des Ginkgos.
Bei chronischem Tinnitus ist eine durchblutungsfördernde Therapie oftmals nicht mehr erfolgsversprechend. Betroffene müssen lernen, dem Dauerton im Alltag zu begegnen.
Mit Hilfe von Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga oder Progressive Muskelentspannung ist es möglich, den Dauerton im Ohr bewusst auszublenden, ihn zu überhören. So als ob man sich an das laute Ticken eines mechanischen Weckers oder das Surren eines Kühlschranks gewöhnt und gar nicht mehr bewusst wahrnimmt – es im wahrsten Sinne überhört.
So hört sich Tinnitus an
Wenn Sie einmal selbst hören möchten, wie ein solches Ohrgeräusch klingt, können Sie über die Internetseite der Selbsthilfeorganisation www.tinnitus-liga.de oder den Telefonservice der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. in Wuppertal unter Nummer 0202-24652-72 in die Welt der Ohrgeräusche reisen.
> Tinnitusmasker übertönt Ohrgeräusche
Hörgeräteakustiker bieten Problemlösungen in Form von speziellen Hörgeräten: Kleine Geräusch-Generatoren, die z.B. Naturgeräusche vorspielen, um den Tinnitus zum Teil zu überdecken. Da Tinnitus oft mit Schwerhörigkeit bzw. Hörstörungen einhergeht, können die Geräusche auch mit gut eingestellten Hörgeräten überdeckt werden.
Tipps für Tinnitus-Patienten:
- Bemühen Sie sich um positives Denken. Eine positive Grundeinstellung zahlt sich aus.
- Hören Sie auf sich, aber horchen Sie nicht in sich hinein
- Informieren Sie sich gründlich über Ihre Erkrankung
- Gehen Sie mit Koffein, Nikotin und Alkohol vernünftig um
- Körperliche Bewegung tut gut
Quelle: Gesundheit – Das Magazin aus Ihrer Apotheke
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